Unsere Geschichte
Die Blindeninstitutsstiftung wurde im Jahr 1853 von Moritz Graf zu Bentheim-Tecklenburg-Rheda gegründet. Er wollte blinden Menschen durch Schule und Arbeit ein besseres Leben ermöglichen. In ihrer bewegten Geschichte hat die Stiftung schwierige Zeiten und eine drohende Auflösung überstanden. Ihren Fortbestand verdankt sie der Entscheidung, ab Anfang der 1970er Jahre auch komplex behinderte sehbeeinträchtigte Menschen zu unterstützen. Diese Entscheidung und der Auftrag unseres Gründers prägen uns bis heute maßgeblich.
Warum wir stolz auf unseren Gründer sind
Moritz Graf zu Bentheim-Tecklenburg-Rheda war ein großer Menschenfreund, dem die Achtung vor dem Anderen ein hohes Gut war. So bestimmte er zum Beispiel, dass „körperliche Züchtigung“ in der Erziehung der blinden Kinder absolut verboten war. Die in der Erziehung tätigen katholischen Ordensschwestern wies er an, dass jedes Kind seiner Konfession und Religion „zuzuführen“ sei.
So ist er uns bis heute Vorbild in einem respektvollen Umgang miteinander. Mit einer Kultur der Vielfalt übersetzen wir seine Grundanliegen in unsere Gegenwart und unterstützen die uns anvertrauten Menschen individuell nach ihren Bedürfnissen.
So ist er uns bis heute Vorbild in einem respektvollen Umgang miteinander. Mit einer Kultur der Vielfalt übersetzen wir seine Grundanliegen in unsere Gegenwart und unterstützen die uns anvertrauten Menschen individuell nach ihren Bedürfnissen.
Unsere Gründung 1853
Am Anfang stand eine Vision
Moritz Graf zu Bentheim-Tecklenburg-Rheda war fest davon überzeugt: Blinde Kinder sollen in die Schule gehen dürfen. In eine besondere Schule, die ihren besonderen Bedürfnissen entspricht und ihnen Perspektiven für ihr Leben gibt. Das war zu Lebzeiten des Grafen Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts noch nicht selbstverständlich. Es gab zwar schon erste Blindenschulen in Deutschland, aber noch keine im Gebiet des heutigen Unterfrankens.
Die Vision von einem Ort zum Lernen und Leben für blinde Kinder in der Region war geboren. Doch es gab ein Problem: Moritz Graf zu Bentheim stammte zwar aus adligem Geschlecht, war aber zu dieser Zeit selbst nicht sehr vermögend.
Die Vision von einem Ort zum Lernen und Leben für blinde Kinder in der Region war geboren. Doch es gab ein Problem: Moritz Graf zu Bentheim stammte zwar aus adligem Geschlecht, war aber zu dieser Zeit selbst nicht sehr vermögend.
Gelungene Spendenaktion: Der Gedichtband des Grafen
Zum Glück hatte er die Gabe, andere Menschen für sein Anliegen zu gewinnen. Und er war dabei erfinderisch. Er schrieb einen Gedichtband, den er in einer gemeinnützigen Wochenschrift im Oktober 1852 ankündigte und im Februar 1853 zum Kauf anbot. Der Erlös sollte den hier lebenden blinden Menschen zugutekommen. Mit dieser Idee – heute würde man wohl von einer Fundraising-Aktion sprechen – sammelte er innerhalb kürzester Zeit einen Anfangsbetrag von 1.400 Gulden ein.
Die Gründung eines Vereins ebnet den Weg
Zusammen mit andere engagierten Zeitgenossen gründete er am 19. April 1853 den Verein „Erziehung und Unterricht hilfsbedürftiger Blinder aus dem Kreise Unterfranken und Aschaffenburg“. Der Verein bildete die ideelle und finanzielle Grundlage für die heutige Blindeninstitutsstiftung. Er besteht bis heute als Förderverein der Stiftung fort und heißt Blindenobsorgeverein.
Der Verein machte in weiteren Aufrufen auf sich aufmerksam. Schon ein halbes Jahr später zählte er mehr als 1.400 Mitglieder und hatte ein Vermögen von 4.000 Gulden angesammelt. Bis zum Jahresende sammelte der Graf mit dem Verein so viele Gelder und Spenden, dass er am 4. Dezember 1853 die Blindenschule in Würzburg feierlich eröffnen konnte. Sein großes Ziel war erreicht: Mit sechs Kindern, aus 379 unterfränkischen blinden Menschen ausgewählt, begann der Unterricht.
Der Verein machte in weiteren Aufrufen auf sich aufmerksam. Schon ein halbes Jahr später zählte er mehr als 1.400 Mitglieder und hatte ein Vermögen von 4.000 Gulden angesammelt. Bis zum Jahresende sammelte der Graf mit dem Verein so viele Gelder und Spenden, dass er am 4. Dezember 1853 die Blindenschule in Würzburg feierlich eröffnen konnte. Sein großes Ziel war erreicht: Mit sechs Kindern, aus 379 unterfränkischen blinden Menschen ausgewählt, begann der Unterricht.
Warum ein Verein?Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden viele Stiftungen in Deutschland über die Gründung eines Vereins ins Leben gerufen. So auch die Blindeninstitutsstiftung: Da kein kapitalkräftiger Stifter zur Verfügung stand, gründete Moritz Graf zu Bentheim einen Verein, um über Vereinsbeiträge und Spenden das Stammkapital für den Grundstock einer Stiftung anzusammeln.
Unsere „zweite Gründung" 1972/73
Wie die Öffnung für mehrfachbehinderte Menschen die Stiftung vor der Auflösung bewahrte
In ihrer bewegten Geschichte stand die Blindeninstitutsstiftung nie kürzer vor der Auflösung als vor gut 50 Jahren. Über Jahre hinweg war die Anzahl blinder Schülerinnen und Schüler geschrumpft, bis es im Schuljahr 1972/73 nur noch 16 Kinder und Jugendliche in zwei Klassen waren. Das damalige Schulgesetz schrieb mindestens vier Klassen vor. Das Bayerische Kultusministerium stellte daher in einem Schreiben vom 15. Dezember 1972 die Förderung der Würzburger „Blindenschule“ zum Ende des Schuljahres ein.
Ohne Schule gab es auch keine Grundlage mehr dafür, die Betreuung und Unterbringung der blinden und sehbehinderten Menschen zu finanzieren. Folglich kündigte der Bezirk Unterfranken seinen Vertrag mit der Blindeninstitutsstiftung und kündigte an, den damaligen Direktor Paul Eupen nach dessen Eintritt in den Ruhestand zum Sommer 1973 nicht mehr nachzubesetzen.
Erschwerend kam hinzu, dass die Ordensschwestern ihren Vertrag zur Betreuung der „Internats“- und „Altersheimbewohner“ bereits zum Ende des Jahres 1971 gekündigt hatten. Die Stiftung musste seitdem eigenes Personal dafür beschäftigen.
Ohne Schule gab es auch keine Grundlage mehr dafür, die Betreuung und Unterbringung der blinden und sehbehinderten Menschen zu finanzieren. Folglich kündigte der Bezirk Unterfranken seinen Vertrag mit der Blindeninstitutsstiftung und kündigte an, den damaligen Direktor Paul Eupen nach dessen Eintritt in den Ruhestand zum Sommer 1973 nicht mehr nachzubesetzen.
Erschwerend kam hinzu, dass die Ordensschwestern ihren Vertrag zur Betreuung der „Internats“- und „Altersheimbewohner“ bereits zum Ende des Jahres 1971 gekündigt hatten. Die Stiftung musste seitdem eigenes Personal dafür beschäftigen.
Erste Schule für blinde Kinder mit weiteren Behinderungen in Deutschland
Alles in allem schien die Auflösung der Blindeninstitutsstiftung, die zuvor zwei Weltkriege, die Geldentwertungen und die völlige Zerstörung ihrer Gebäude überstanden hatte, unabwendbar. Ohne zu wissen, wie lange der Betrieb aufrechterhalten werden kann, traf der damalige Stiftungsvorstand die mutige Entscheidung, trotzdem weiterzumachen. Dafür gab es vor allem zwei Gründe.
Seit 1969 besuchten nicht mehr nur blinde, sondern auch erstmals sehbehinderte Kinder die Würzburger „Blindenschule“. Im Schuljahr 1972/73 waren es bereits 45 Schülerinnen und Schüler. Aufgrund einer Elterninitiative hatte die Blindeninstitutsstiftung außerdem eine Klasse mit fünf Kindern eingerichtet, die neben der Blindheit zusätzliche Behinderungen hatten und daher von allen anderen Schulen abgelehnt worden sind, weil sie als „bildungsunfähig“ galten. Das war damals einzigartig in Deutschland und für viele andere „Blindenschulen“ nicht vorstellbar.
Seit 1969 besuchten nicht mehr nur blinde, sondern auch erstmals sehbehinderte Kinder die Würzburger „Blindenschule“. Im Schuljahr 1972/73 waren es bereits 45 Schülerinnen und Schüler. Aufgrund einer Elterninitiative hatte die Blindeninstitutsstiftung außerdem eine Klasse mit fünf Kindern eingerichtet, die neben der Blindheit zusätzliche Behinderungen hatten und daher von allen anderen Schulen abgelehnt worden sind, weil sie als „bildungsunfähig“ galten. Das war damals einzigartig in Deutschland und für viele andere „Blindenschulen“ nicht vorstellbar.
Neuordnung des bayerischen Schulwesens sichert Fortbestand
Nach langwierigen und schwierigen Verhandlungen mit den damaligen „Blindeneinrichtungen“ in Bayern traf das Bayerische Kultusministerium 1973 die wegweisende Entscheidung, das Blinden- und Sehbehindertenbildungswesen komplett neuzuordnen. Die Blindeninstitutsstiftung wurde zur einzigen bayerischen Schule für blinde oder sehbehinderte Kinder mit weiteren Beeinträchtigungen. Wie groß der Bedarf nach einer solchen Spezialeinrichtung war, zeigte sich schon bald. Bereits 1978 waren es mehr als 100 mehrfachbehinderte Schülerinnen und Schüler. Ein rasantes Wachstum, das sich bis heute fortsetzt.
Die ganze Geschichte zum Nachlesen
In der Stiftungschronik der Blindeninstitutsstiftung
Wie kam es dazu, dass 1853 ein Graf aus dem heutigen Nordrhein-Westfalen in Würzburg die erste Schule für blinde Kinder in Unterfranken gründete? Was geschah mit blinden und sehbehinderten Menschen im Blindeninstitut während der Zeit des Nationalsozialismus? Welche Entscheidung rettete die Blindeninstitutsstiftung zu Beginn der 1970er Jahre vor der Auflösung und führte zur Gründung neuer Blindeninstitute in ganz Bayern und Thüringen?
Diese und weitere Fragen beantwortet die Anfang 2021 erschienene Chronik der Blindeninstitutsstiftung. Unter dem Titel „Die Blindeninstitutsstiftung. Ihre Geschichte" entstand im vergangenen Jahr ein umfassendes Werk, das die Entwicklung der Stiftung von der ersten Blindenschule in Unterfranken im Jahr 1853 bis hin zu einem modernen Sozialunternehmen mit rund 2.500 Beschäftigten aufzeigt.
Diese und weitere Fragen beantwortet die Anfang 2021 erschienene Chronik der Blindeninstitutsstiftung. Unter dem Titel „Die Blindeninstitutsstiftung. Ihre Geschichte" entstand im vergangenen Jahr ein umfassendes Werk, das die Entwicklung der Stiftung von der ersten Blindenschule in Unterfranken im Jahr 1853 bis hin zu einem modernen Sozialunternehmen mit rund 2.500 Beschäftigten aufzeigt.
Die Stiftungschronik können Sie hier kostenlos als PDF-Datei herunterladen: