SCHWERPUNKT FRÜHES SEHEN – HINGESCHAUT


Es gibt kein zu früh …

HINGESCHAUT: So können Eltern erste Auffälligkeiten beim Sehen erkennen, rechtzeitig die Diagnose erhalten und ihr Kind gezielt fördern.

SCHWERPUNKT FRÜHES SEHEN – HINGESCHAUT


Es gibt kein zu früh …

HINGESCHAUT: So können Eltern erste Auffälligkeiten beim Sehen erkennen, rechtzeitig die Diagnose erhalten und ihr Kind gezielt fördern.

Eine Frau führt mit einem Kleinkind, welches auf dem Schoß seiner Mutter sitzt, einen Sehschärfte-Karten-Test durch.

Nehmen Eltern Warnsignale wahr, können sie das Sehvermögen im offenen Beratungsangebot der Frühförderung testen lassen.

Nehmen Eltern Warnsignale wahr, können sie das Sehvermögen im offenen Beratungsangebot der Frühförderung testen lassen.

Was sollte mein Kind in welchem Alter sehen können?

Baby spielt mit Mobile.

1.–3. Lebensmonat

Kind wendet Augen und Kopf zum Licht; nimmt Blickkontakt auf; schaut zum Mobile.

4.–6. Lebensmonat

Schaut und greift nach interessantem Spielzeug; kann einzelne Objekte und Gesichter erkennen; nimmt Bewegungen wahr; beidäugiges Sehen ist etabliert.

7.–10. Lebensmonat

Unterscheidet fremde und bekannte Gesichter; nimmt Blickkontakt über mehrere Meter auf; ergreift kleine Gegenstände; zeigt erstes Interesse an Bildern.

11.–12. Lebensmonat

Erkennt Bilder wieder; betrachtet und untersucht das Spielzeug genau; spielt „Guckuck-Spiel“; hat Spaß an Mimik und Kommunikation.

18. Lebensmonat

Handelt optisch kontrolliert; Feinmotorik verbessert sich (erstes Malen); erkennt Personen aus der Entfernung und Gegenstände auf Abbildungen.

24. Lebensmonat

Zeigt präzise Auge- Hand-Koordination (blättert in Büchern); verfügt über ein gutes visuelles Gedächtnis; ordnet Dinge den entsprechenden Bildern zu; baut Türme.

36. Lebensmonat

Farbensehen und visuelle Adaption sind voll ausgebildet; lernt durch Beobachtung und Nachahmen; löst Sortieraufgaben; erkennt Orte wieder.

Kleinkind greift nach oben zu einem Spielzeug.
Kleiner Junge hält Ball in die Höhe.

48. Lebensmonat

Kann Details zum Ganzen ordnen; Figur-Grund-Wahrnehmung ist möglich; Einzelheiten können getrennt wahrgenommen werden (Lesen visuell möglich); gegenständliches Malen beginnt.

Räumlich-kognitive und räumlich-konstruktive Fähigkeiten entwickeln sich im Alter von 3 bis 6 Jahren.

Wie lasse ich mein Kind testen, wenn ich eine Sehschwäche vermute?

Je früher ein Sehproblem erkannt wird, desto besser lässt es sich behandeln. Es lässt sich aber nicht immer einfach feststellen, ob ein Mensch gut sehen kann oder nicht. Denn Tests zur Ermittlung der Sehschärfe erfordern in der Regel ein Aufgaben- und Sprachverständnis. Das ist bei Säuglingen und Kleinkindern –sowie im Übrigen auch bei Personen mit eingeschränkten sprachlichen oder kognitiven Möglichkeiten – oft nicht in gebotener Weise vorhanden. Um belastbare Aussagen treffen zu können, werden daher sprachfreie Sehtests angewendet, bei denen ein Vergleichswert für die Sehschärfe, ein sogenanntes Visusäquivalent, ermittelt werden kann. Die Wissenschaft nutzt dabei das „Preferential Looking“-Prinzip. Es besagt, dass visuelle Strukturen, wie zum Beispiel Streifenmuster, von Kindern bevorzugt betrachtet werden. Ihr Blick wendet sich deutlich dem Muster und nicht der leeren Fläche zu. So kann erkannt werden, ob eine Wahrnehmung erfolgt. Es gibt verschiedene Preferential Looking-Testverfahren. Die Frühförderstellen der Blindeninstitute nutzen etwa Karten, die von der US-Psychologin Davida Young Teller entwickelt wurden. Bei ihrem „Acuity-Cards-Test“ (Sehschärfe-Karten-Test, kurz: TAC-Test) kommen verschiedene Bildtafeln zum Einsatz. Sie sind je zur Hälfte grau und schwarzweiß gestreift. Um die Aufmerksamkeit nicht von den Tafeln abzulenken, besitzt jede in ihrer Mitte ein kleines Loch, durch das der Tester schauen kann. Denn ein Gesicht wirkt visuell anregender als Streifen und würde daher nur ablenken. Die Streifen ändern dabei je nach Karte ihre Breite. Ist ein grober Schwarzweiß-Kontrast noch leicht unterscheidbar, so wird ein sehr feines Muster nur noch als graue Fläche wahrgenommen und zieht die Aufmerksamkeit nicht mehr auf sich. Die abgebildete Gitterstruktur kann folglich nicht mehr von der zweiten, „leeren“ Tafelhälfte unterschieden werden. Bleibt der Blick eines Kindes unentschlossen, geht man davon aus, dass die Sehschärfegrenze erreicht ist. Je nach Anzahl der erkannten Strukturen lassen sich so Rückschlüsse auf die Sehschärfe ziehen.

Warn­signale

  • Schielen oder Augenzittern
  • Zwanghafte Drehung/Neigung des Kopfes
  • Blendempfindlichkeit oder Lichtscheu
  • Schwierigkeiten bei Dämmerung oder Dunkelheit
  • Verdrehen der Augen, ohne etwas anzuschauen
  • Häufiges Manipulieren an den Augen (z. B. Drücken, Bohren, Reiben)
  • Wedeln mit der Hand oder Gegenständen vor den Augen
  • Starkes Annähern (z. B. Buchanschauen, Fernsehen)
  • Kein oder wenig Interesse an Bilderbüchern, (feinmotorische) Schwierigkeiten beim Malen/Basteln
  • Verzögerte grobmotorische Entwicklung
  • Unsicherheit in fremder Umgebung wie z. B. Stolpern, häufiges Anstoßen oder Verzagtheit
  • Vorbeigreifen (z. B. Ball nicht fangen können)
  • Geringe Ausdauer bei visuellen Aufgaben
  • Vorliebe für Tätigkeiten ohne visuelle Anstrengung
  • Verwechseln von ähnlichen Abbildungen
  • Probleme in Gruppensituationen, Sichabsondern von anderen Kindern

Die Blindeninstitute begleiten Eltern von Beginn an

Erstgespräch – Aufnahmeverfahren

In einem kostenlosen offenen Beratungsangebot (OBA) führen wir eine Überprüfung des Sehvermögens des Kindes im Alltag durch. Wenn möglich, erfolgt hierbei schon eine orthoptische Befundung, je nach Alter und Entwicklungsstand des Kindes mit einem geeigneten Testverfahren (ab dem 3. Lebensmonat). Anschließend informieren wir die Familie über das weitere Aufnahmeverfahren und die Antragstellung.

Förderung im frühen Kindesalter

Im Mittelpunkt der heilpädagogischen Frühförderung Sehen stehen die durch das Sehen gesteuerten Fertigkeiten des Kindes in den zentralen Entwicklungs­bereichen. Die Sehentwicklung wird mithilfe von Spielmaterialien gefördert, abgestimmt auf das jeweilige Sehvermögen. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit und Konzentration zu stimulieren. Dem Kind werden Objekte in verschiedenen Körperpositionen gezeigt, um so einen Bezug zur Umwelt herzustellen und positiv auf die Körper­eigen­wahr­nehmung einzuwirken. Seh- und Hörreize als Ursprung motorischer Entwicklung bzw. Motivation sorgen dafür, dass das Kind seine Bewegungen aktiver gestaltet. Es lernt Vorgehensweisen zur Orientierung in seiner Umgebung, je nach individueller Sehfähigkeit. Mit zunehmender Entwicklung der Sehwahrnehmung werden visuell kontrollierte Handlungen (Auge-Hand-Koordination) angeregt und erste Erfahrungen des Ursache-Wirkungs-Prinzips umgesetzt. Zudem lernt das Kind lebenspraktische Fertigkeiten für Alltagssituationen. Neben dem Hören und Speichern von Sprache und Wörtern sind Mimik und Gestik wichtig für eine gelungene zwischenmenschliche Kommunikation.

Förderung ab dem Kindergartenalter

Mit zunehmendem Entwicklungsalter werden die sekundären Sehleistungen, und mit ihnen die kognitiven Fähigkeiten, gefördert. So werden für den Bereich der räumlich-kognitiven und räumlich-konstruktiven Sehfunktionen spezielle Förderprogramme durchgeführt. Regel- bzw. Gesellschaftsspiele werden für das spezifische Sehvermögen adaptiert. Nicht zuletzt werden zur Vorbereitung auf die Schule strukturierte Vorgehensweisen eingeübt und unterstützende Sehhilfen erprobt bzw. der Umgang mit ihnen geübt. In regelmäßigen Abständen wird eine Entwicklungs- bzw. Intelligenzdiagnostik angeboten. Sie dient als Grundlage für die weitere Förderung.

Schwerpunkte der medizinischen Therapien

Neben der heilpädagogischen Förderung können die Kinder, je nach Bedarf, medizinisch-therapeutische Behandlungen erhalten. Diese werden durch unsere eigenen Therapeutinnen und Therapeuten im Elternhaus oder Kindergarten oder durch eine kooperierende Praxis in Wohnortnähe angeboten.