AUS DEM STIFTUNGSALLTAG


„Blindi“ goes green

Mehr Ökologie wagen

Hier ist ein Bild des Blindeninstituts Würzburg an einem sonnigen Tag. Das Gebäude ist von vielen grünen Bäumen und Wiesen umgeben.

Unter diesem Motto hat sich das Blindeninstitut Würzburg vor gut zwei Jahren auf den Weg gemacht, das Gelände an der Ohmstraße durch viele kleine und größere Veränderungen auf einen nachhaltigen Kurs zu bringen. Ganz im Stillen hat sich seitdem viel verändert: Bienenwiesen und Blühstreifen ziehen sich durch das gesamte Gelände. Wiesen dürfen wild wachsen und werden nur zweimal im Jahr gemäht, um Insekten Nahrung und Lebensraum zu bieten. Hase und Igel finden Deckung unter Laub und Totholzhaufen, die nicht mehr vom Gelände entsorgt, sondern an geschützten Orten deponiert werden. Die Bäume im Institut sind nicht nur willkommene Schattenspender oder Obstlieferanten im Herbst, sondern ein wichtiger Klimafaktor, wenn es um den Abbau von CO2 geht. Deshalb gehört auch die Neupflanzung klimaresistenter Bäume wie z. B. Quitte, Mispel, Zwetschge, Speierling und weiße Maulbeere in das neue Öko-Konzept für das Gelände.

Regenwassernutzung für den Gemüseanbau auf der Wohngruppen-Terrasse, insektenfreundliche Lampen mit geringer Lichtemission und Solarpaneel zur Energieversorgung, Elektroautos für Boten- und Paketfahrten sind in den letzten Monaten dazugekommen. Es gibt noch viele Ideen und Inspirationen, wie unser ökologischer Fußabdruck für kommende Generationen verbessert werden kann. Aber wichtig ist: Wir sind auf dem Weg!

Sehbehindertengerechte Umgestaltung der Heilmittelpraxis

Neu renovierte Räume der Heilmittelpraxis des Blindeninstituts Thüringen sind auf diesem Bild abgebildet.

Mit dem Ziel, Menschen mit Sehbeeinträchtigung eine gute Orientierung und eine angenehmere Raumwahrnehmung zu ermöglichen, hat das Blindeninstitut Thüringen die Räume seiner Heilmittelpraxis renoviert und umgestaltet. Das Fachteam Sehen begleitete das Projekt, das über mehrere kleine Input-Fortbildungen Gestalt annahm. Gleichzeitig führte es bei den Therapeutinnen und Therapeuten zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit den Prinzipien der Umgebungsgestaltung. Betritt man jetzt die Praxisräume, ist eine klare Raumstruktur erkennbar. Die Farben Blau und Weiß bieten einen guten Kontrast und Orientierung. Die Räume sind in ihrer Gestaltung wesentlich reduzierter, dafür sind wichtige Dinge und Hinweise gut platziert. Klar erkennbare Ziffern ordnen Räume und die einzelnen Therapieangebote werden zusätzlich durch Metacom-Symbole bezeichnet. Eine deutliche Optimierung erfuhr die Beleuchtung. Das helle Licht in der gesamten Praxis wird durch punktuelle Beleuch- tung von Arbeitsplätzen ergänzt. Auch wenn die Gestaltung der Praxisräume noch nicht vollständig abgeschlossen ist, reagieren die ersten Schüler und Bewohner bereits positiv auf die Veränderung. Dass die Kernkompetenz Sehen in allen Ressorts gut verankert und berücksichtigt ist, ist ein hohes Anliegen des Blindeninstituts Thüringen. Die Verstärkung des Fachteams Sehen durch eine Ergotherapeutin der Heilmittelpraxis ist ein weiterer richtiger Schritt in diese Richtung.

Skulptur erinnert an NS-Verbrechen an blinden Menschen

Die Blindeninstitutsstiftung stellt sich aktuell einem dunklen Kapitel ihrer Geschichte, das lange im Verborgenen lag. Ende der 1930er Jahre sind Schülerinnen und Schüler des Blindeninstituts in Würzburg zwangssterilisiert worden. Der damalige Direktor unterstützte die Anordnungen des NS-Regimes und übte auf die jungen Menschen Druck aus – so berichteten ehemalige Schüler. Als Zeichen der geschichtlichen Verantwortung entsteht zurzeit ein Denkmal, das den Titel „Zusammenhalt“ trägt und auf dem Stiftungsgelände in Würzburg aufgestellt wird. Auf der kugelförmigen Skulptur des Bildhauers Kurt Grimm wird der erste Artikel unseres Grundgesetzes in Brailleschrift zitiert: „Die Würde des Menschen ist unantastbar!“

Austausch mit ungarischem Blindenverein

Trotz Corona und geschlossener Grenzen: Das Blindeninstitut Regensburg pflegt seit Kurzem Kontakt zum ungarischen regionalen Blinden- und Sehbehindertenverein Szabolcs-Szatmár-Bereg. Auf Anfrage des ehrenamtlichen Mitarbeiters Nandor Csiky aus der Stadt Nyíregyháza, der an der Universität Regensburg promoviert hat, hielt die Förderschullehrerin des Blindeninstituts Judith Außerbauer einen Vortrag bei einer Online-Konferenz im März zum Thema „Bildung für Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung“, den Nandor Csiky dann ins Ungarische übersetzte. Im Vortrag ging sie unter anderem ein auf die gesetzliche Definition und die Häufigkeit von Blindheit und Sehbehinderung in Deutschland sowie die spezifischen Förder- und Unterstützungsangebote in der Schule. Der Erfahrungsaustausch war für beide Seiten sehr gewinnbringend und zeigt, was auch in herausfordernden Zeiten mit gutem Willen möglich ist.

Hier ist eine Zeichnung von spielenden Kindern zusehen. Eines der Kinder sitzt im Rollstuhl und hat einen Luftballon in der Hand. Es wird von einem Mädchen mit Brille geschoben. Drei weitere Kinder spielen um diese herum.

Inklusion im Stadtteil

Das Blindeninstitut München beteiligt sich an einer Initiative, den Stadtteil Neuhausen-Nymphenburg inklusiver zu machen. Geplant sind Vorgartenkonzerte, inklusive Spaziergänge und ein erleichterter Zugang zu Online-Angeboten wie z. B. kulturellen Veranstaltungen für Menschen mit Behinderung. Im Herbst letzten Jahres hatte Dr. Claudia Wirts als Beauftragte für Menschen mit Behinderung im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg zu einem digitalen Austausch mit dem Thema „Inklusion im Stadtteil“ eingeladen. Ziel ist es, inklusive Ideen für Neuhausen-Nymphenburg in die Tat umzusetzen. Mittlerweile beteiligen sich neben dem Blindeninstitut München circa 15 soziale Einrichtungen aus der Umgebung.

Stiftungschronik gibt Einblicke

Das Leben blinder Menschen seit 1853

Hier ist ein Bild der beiden Herausgeber Dr. Hans Neugebauer und Dr. Wolfgang Drave mit ihrem Buch zu sehen. Im Hintergrund ist ein Bildschirm aufgestellt, auf dem die Autoren der Geschichte mit Bild dargestellt sind.

Wie sich die Blindeninstitutsstiftung von der ersten Blindenschule für sechs Kinder in Unterfranken im Jahr 1853 zu einem modernen Sozialunternehmen mit rund 2.500 Beschäftigten entwickelte, zeigt das Anfang des Jahres erschienene Buch „Die Blindeninstitutsstiftung. Ihre Geschichte“ auf. Auf 640 Seiten geben die Herausgeber Dr. Hans Neugebauer, Stiftungsdirektor a. D., und Dr. Wolfgang Drave, Konschulrektor a. D., mit Abzügen von Originaldokumenten, zahlreichen Zeitzeugenaussagen, kleinen Anekdoten, hunderten Bildern und ihrem über Jahrzehnte hinweg gesammelten Wissen tiefe Einblicke in das Leben blinder und sehbehinderter Menschen. Sind Sie neugierig geworden? Die Stiftungschronik können Sie als PDF-Datei kostenlos auf unserer Webseite herunterladen unter www.blindeninstitut.de/geschichte oder als Buch über den Verlag edition bentheim erwerben. www.edition-bentheim.de

Dieses Bild zeigt die Vertreterinnen und Vertreter des Bündnisses "Dienst-Tag für Menschen", die vor dem Würzburger Juliusspital demonstrieren.

Für bessere Rahmenbedingungen

Für die Arbeit für und mit Menschen

Unter dem Motto „Dienst-Tag für Menschen“ gehen seit Mitte September 2020 jeden Dienstag Beschäftigte aus der Pflege, der Behindertenhilfe und dem Gesundheitswesen in Würzburg auf die Straße. Sie fordern bessere Rahmenbedingungen: zum Beispiel eine adäquate tarifliche Bezahlung, einen besseren Personalschlüssel und weniger Bürokratie. Dem Bündnis, das von den Stiftungen Bürgerspital, Juliusspital und der Blindeninstitutsstiftung initiiert worden ist, haben sich mehr als 20 Einrichtungen und Organisationen aus Würzburg und der Umgebung – inzwischen auch in München – angeschlossen. Der Rückhalt in der Bevölkerung und der Politik ist groß: So haben Vertreterinnen und Vertreter des Bündnisses bereits mit Landtags- und Bundestagsabgeordneten sowie Regierungsmitgliedern über konkrete Verbesserungsvorschläge diskutiert. In die Reihen der Demonstrierenden haben sich prominente Unterstützerinnen wie die bayerische Landtagspräsidentin a. D. Barbara Stamm oder die Würzburger Sozialreferentin Dr. Hülya Düber gemischt. Auch der Fußballverein Würzburger Kickers zeigte sich bereits solidarisch mit den Beschäftigten. Ein Ende der Demonstrationen ist erst in Sicht, wenn es konkrete Aussichten auf Verbesserungen der Rahmenbedingungen gibt. Mehr Informationen, aktuelle Meldungen und alle Forderungen des Bündnisses finden Sie unter www.dienst-tag.de

Einige Mitglieder des Bündnisses haben sich auf dem Würzburger Marktplatz versammelt.
Einige Mitglieder des Bündnisses haben sich auf dem Würzburger Marktplatz versammelt.

Digitalisierung

Die Entwicklung vom kritisch Beäugten zum Alltagshelfer

Die Abbildung zeigt einen Computer-Bildschirm mit einem persönlichen Padlet. Dieses Enthält schulische Aufgaben wie Leseübungen, Matheaufgaben, Yoga- und Sportübungen, aktuelle Nachrichten aus der Welt und bezüglich Corona.

Corona hat uns allen gezeigt, wie hilfreich digitale Angebote sein können. Unsere Mitarbeitenden haben keinen Aufwand gescheut, die Kinder und Jugendlichen bei Bedarf zu Hause mit Inhalten zu versorgen. So wurden Lernplattformen eingerichtet, Dateien verschickt und Videokonferenzen abgehalten, um nur ein paar der Entwicklungen zu nennen. Seit einiger Zeit befassen wir uns im Blindeninstitut München nun auch mit YouTube- und Cloud-Möglichkeiten, um Inhalte digital nach außen tragen zu können, wenn ein direkter Kontakt nicht möglich ist. Wir denken hier unter anderem an schulische Inhalte, Vermittlung von Fachwissen und die Zusammenarbeit mit Eltern. Wir machen uns auf den Weg im Bewusstsein, dass eine Umarmung nicht durch ein Online-Angebot ersetzt werden kann – eine gute Balance ist hier gefragt.

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne?

Der erste Schultag, der Auszug aus dem Elternhaus, ein neuer Job: Übergänge sind ein integraler Bestandteil unserer Lebensgeschichte. Manche lösen Freude aus, andere eher Sorgen. Für Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung in großen Einrichtungen sind Übergänge oft mit Ängsten und großer Verunsicherung verbunden. In der neu erschienenen Publikation „Übergänge gestalten“ steht der Wechsel vom Kinder- und Jugendbereich in das Erwachsenenleben im Vordergrund. Ausgehend von den Erkenntnissen der Übergangsforschung stellt der Autor und langjährige Mitarbeiter der Blindeninstitutsstiftung Gerhard Brenner verschiedene Gestaltungselemente vor, die es diesem Personenkreis ermöglichen, sich im Übergangsgeschehen als eigenaktive und handlungsfähige Personen zu erleben – und letzten Endes mit mehr Zuversicht in den nächsten Lebensabschnitt zu starten. Das Buch „Übergänge gestalten“ ist im Fachverlag edition bentheim erschienen. www.edition-bentheim.de

Auf diesem Bild ist die Pfingsandacht der Schule am Dachberg in Rückersdorf zu sehen. Beteiligt sind viele Musiker. In der Mitte des Bildes ist ein bunter Fallschirm zu sehen.

Schulleben gestern – heute – morgen

Feiern und Gottesdienste gehörten in normalen Zeiten – gestern – zum Schulleben selbstverständlich dazu. So hatte sich zum Beispiel in der Schule am Dachsberg in Rückersdorf eine Pfingstandacht bei schönem Wetter auf der Wiese gleich zu Beginn eines Schultages im Sommer etabliert. Da diese Form der Zusammenkünfte – heute – nicht möglich ist, filmen wir nun Feiern: zu Pfingsten, zum Schuljahresanfang, im Advent – und stellen die Videos online zur Verfügung. Die Schülerinnen und Schüler können so die Gottesdienste miterleben. Sie hören die vertrauten Stimmen sprechen und singen. Verbunden mit dem mitgeschickten Material werden die digitalen Inhalte auch begreifbar und es entsteht trotz räumlicher Distanz eine Verbindung untereinander. Ein großer Vorteil: Die Feiern können mehrfach angeschaut und so intensiver erlebt werden. Es ist gut denkbar, in Zukunft – morgen – auch reale Feiern mit allen Teilnehmenden zu filmen und im Anschluss zur Vertiefung digital zu verbreiten.

Dieses Bild zeigt die morgendliche Andacht der Rückersdorfer Schule im Jahr 2018.
Hier sind Schüler zu sehen, die die Pfingstandacht zuhause live verfolgen.

Neue Sozialtherapeutische Gruppe für Erwachsene

Die Abbildung zeigt Räumlichkeiten der neuen sozialtherapeutischen Gruppe für Erwachsene

Menschen mit geistiger und zusätzlicher Behinderung haben ein erhöhtes Risiko, an einer psychischen Störung oder Verhaltensauffälligkeit zu leiden. Auch im Blindeninstitut Würzburg leben komplex beeinträchtigte Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen. Um ihnen mit einer spezifischen Begleitung und entsprechenden Wohnform den bedarfsgerechten Rahmen anzubieten, den sie für ihre Lebenssituation benötigen, wurde eine neue Sozialtherapeutische Gruppe für Erwachsene konzipiert und zum Herbst 2020 eröffnet. Für die Klientinnen und Klienten stehen nun in einem eigenen Gruppentrakt fünf Einzelzimmer, drei Sanitärräume, ein Kriseninterventionsraum sowie ein Gemeinschaftsraum mit Küche zur Verfügung, ebenso die Differenzierungsräume der Einrichtung. Ein großzügiger Außenbereich bietet der Sozialtherapeutischen Gruppe motivierende Freizeitangebote. Besonderer inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf der klientenzentrierten Arbeit mit erlebnispädagogischen Inhalten. Momentan sind vier der fünf Plätze mit Bewohnern belegt. Nach und nach werden weitere Klienten einziehen. Mit dieser Spezialgruppe kann den Betroffenen ein für sie passendes und bedarfsgerechtes Wohn- und Tagesangebot gemacht werden, das ihre Lebenssituation deutlich verbessert.

Für Menschlichkeit und Vielfalt im Superwahljahr

Mit einer gemeinsamen Erklärung zeigt die Blindeninstitutsstiftung im Superwahljahr zusammen mit weit über 600 Verbänden, Initiativen und Einrichtungen aus dem Bereich der Behindertenhilfe und der Sozialen Psychiatrie gemeinsam klare Haltung gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Unter dem Motto „WIR für Menschlichkeit und Vielfalt“ warnt das Aktionsbündnis vor Hetze und Stimmungsmache rechter Akteure wie der AfD und ähnlicher Bewegungen. Mit Sorge beobachten die Verbände, wie versucht wird, eine Stimmung zu erzeugen, die Hass und Gewalt nicht nur gegen Menschen mit Behinderung, psychischer oder physischer Krankheit schürt, sondern gegen alle, die sich für eine offene und vielfältige Gesellschaft engagieren.

Mehr Informationen zur gemeinsamen Erklärung und zur Kampagne „WIR für Menschlichkeit und Vielfalt“ finden Sie unter www.wir-fmv.org