Mein Glücksmoment
Auf diesem Bild sieht man Evan mit seinem Rollbrett

MEIN GLÜCKSMOMENT


Ein Rollbrett lässt Evan mobil werden

MEIN GLÜCKSMOMENT: Bei einem Sportfest hat der elfjährige Evan das Turtle-Rollbrett ausprobiert, und er war sofort total begeistert. Denn es hat ihm etwas ermöglicht, was er sonst nie erleben kann: Mobilität. Seine Mutter Jeannette Öztürk hat das Hilfsmittel daraufhin auf eigene Kosten angeschafft. Nun dreht er damit im Garten der Öztürks seine Runden.

Von Martina Häring

Es sieht eigentlich relativ unscheinbar aus: Ein Rollbrett, auf das ein Rollstuhl geschnallt werden kann. Heute hat Evans Mutter das Turtle-Rollbrett mit ins Blindeninstitut Thüringen in Schmalkalden gebracht. Normalerweise nutzt Evan es im heimischen Garten, um dort seine Kreise zu drehen oder sich umzuschauen. Evan ist motorisch und kognitiv so stark eingeschränkt, dass er einen gewöhnlichen E-Rollstuhl nicht bedienen könnte. Wenn er im Rollstuhl sitzt, muss er von einer anderen Person geschoben werden. Bei dem elektronischen Turtle-Rollbrett ist das anders: Die „intelligente Mobilitäts-Plattform“ hat eine Art Joystick, den Evan mit seiner Hand bewegen kann. So kann er selbständig losfahren, anhalten und die Richtung ändern. Stößt das Brett gegen ein Hindernis, hält es automatisch an. Evan kann außerdem in seinem vertrauten Rollstuhl sitzen, in dem er sicher angeschnallt ist. So kann er die Welt um sich herum in gewissen Grenzen gefahrfrei auf eigene Faust erkunden. Ihm macht es nicht nur Spaß, wenn er sich mit seinem Fahrzeug aktiv in Bewegung setzen kann. Es hilft ihm auch, ein räumliches Vorstellungsvermögen zu entwickeln und Sinnesreize anzuregen, die ansonsten allein durch passive Mobilität nicht bedient würden. Er hat damit Möglichkeiten der Interaktion und Kommunikation mit seiner Umgebung, kann die Initiative ergreifen und eigene Entscheidungen treffen. Das alles steigert nicht zuletzt auch sein Selbstwertgefühl. „Es ist etwas ganz anderes, wenn man die Bewegung steuern kann, als wenn man geschoben wird“, sagt Sabine Weniger, Leiterin der Physiotherapie im Blindeninstitut in Schmalkalden, wo Evan im Rahmen seines Schulbesuchs zur Physiotherapie geht. „Das regt im Gehirn etwas an, das durch nichts anderes angeregt werden kann.“ Dass die Öztürks das Rollbrett angeschafft haben, findet sie toll.

Auf diesem Bild sieht man Evan mit seinem Rollbrett

Mit einem Joystick kann Evan selbst entscheiden, in welche Richtung er fahren möchte. Das elektronische Turtle-Roll-brett kann auch von stark eingeschränkten Rollstuhfahrerinnen und -fahrern bedient werden.

Sie glaubt, dass es nicht nur der Mobilität dient, sondern auch eine therapeutische Wirkung hat. „Das macht etwas mit der Kognition und auch mit der Persönlichkeit.“ Um die 6.000 Euro hat Jeannette Öztürk für das Hilfsmittel bezahlt. Sie hofft, dass Evan durch die Übung mit dem Turte-Rollbrett irgendwann lernt, einen E-Rollstuhl zu bedienen. Das Rollbrett sieht sie als Vorbereitung darauf. Aber selbst wenn das nicht gelingen sollte, wird Evan in jedem Fall davon profitieren, ist Sabine Weniger überzeugt. Dass Evan das Rollbrett kennengelernt hat, ist im Übrigen dem Austausch zwischen den einzelnen Blindeninstituten zu verdanken: Das Blindeninstitut München hatte es nämlich zusammen mit anderen Hilfsmitteln zum Ausprobieren mit zum Sportfest gebracht. Ein schönes Beispiel dafür, wie sich die verschiedenen Standorte gegenseitig befruchten, findet Sabine Weniger. Nicht alle notwendigen und sinnvollen therapeutischen Maßnahmen werden von den Krankenkassen finanziert. Mit Ihrer Spende schenken Sie blinden und sehbehinderten Menschen Glücksmomente.