MEIN GLÜCKSMOMENT
Mehr als nur ein neues Zuhause
MEIN GLÜCKSMOMENT Mit Hilfe von Spenden wurde in Kitzingen eine hochmoderne barrierefreie Einrichtung zum Leben und Arbeiten geschaffen.
Von Sabine Dähn-Siegel
Mitten in der Corona-Pandemie haben die Bauarbeiten begonnen, im Herbst 2023 zogen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ein: Gut zwei Jahre arbeiteten die Handwerker mit Hochdruck an der neuen Wohn- und Förderstätte in Kitzingen, die in zweigeschossiger Holzbauweise auf dem gut 6.000 m² großen Gelände im stadtnahen Wohngebiet Siedlung entstanden ist. Für insgesamt 32 Klientinnen und Klienten ist die Anlage konzipiert. 24 Menschen mit durchgängigem Betreuungsbedarf, die in vier Wohngruppen Einzelzimmer haben, dient sie als neues Zuhause. Aber nicht nur: Gemeinsam mit weiteren acht außerhalb wohnenden Personen können die überwiegend jungen Erwachsenen in den vier Förderstätten, die zum Komplex gehören, arbeiten. Trotz Mehrfachbeeinträchtigung leichte Tätigkeiten entsprechend den eigenen Fähigkeiten zu verrichten, bedeutet für sie teilzuhaben an einem Alltag, wie ihn die meisten Erwerbstätigen ihres Alters haben.
Räumlichen Wechsel erlebbar machen Wohnen und arbeiten – bei flüchtigem Betrachten erscheint das ganz normal. Doch wer achtgibt, erkennt das Besondere an diesem Projekt, auf das in den kommenden Jahren weitere folgen sollen. Hier in Kitzingen konnte erstmals das modifizierte Ganztageskonzept umgesetzt werden. Dessen wesentliches Merkmal ist die bewusste bauliche Trennung von Wohn- und Förderstättengebäude. Sie dient dazu, den Klienten den Wechsel zwischen den Lebensbereichen Wohnen und Arbeiten, zwischen Freizeit und Arbeitsalltag effektiv erlebbar zu machen.
„Wir sind überzeugt, dass das Geld an der richtigen Stelle ankommt.“
Irene Wagner
Prof. Dr. Bettina Wagner und Irene Wagner bei der Verleihung der Graf-zu-Bentheim-Medaille in Gold.
Soziale und räumliche Teilhabe schaffen, Wechsel ermöglichen – das kostet viel Geld. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf über 15 Millionen Euro. Den Großteil finanzieren zwar Freistaat und Bezirk, doch muss die Blindeninstitutsstiftung mehr als 5 Millionen Euro aufbringen. Eine gewaltige Summe, die allein nicht zu stemmen ist. Dass das tolle Projekt gelingen konnte, ist nicht zuletzt seinen zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützern zu verdanken. Die größte private Spende kommt aus Oberfranken von Familie Wagner. Sie möchte kein Aufhebens darum machen, gestattet aber schließlich doch die Nachfrage, was sie dazu bewogen hat. „Das beeindruckende Konzept, das den Menschen trotz ihrer schweren Behinderungen ein erfüllteres Leben bescheren kann. Dass sie aktiv am Alltag teilnehmen können. Die bewundernswerten Mitarbeiter, die sich liebevoll um ihre Klienten kümmern. Unsere Überzeugung, dass das Geld an der richtigen Stelle ankommt.“
Weil helfen Freude macht Irene Wagner muss ihre Antworten nicht lange überlegen, selbst am Telefon ist die Begeisterung der 86-Jährigen für das Blindeninstitut deutlich vernehmbar. Ihre Familie war bis 2016 in Würzburg heimisch, das „Blindi“ ist ihr bereits aus der Zeit vertraut, als ihr Mann Engelbert Wagner dort zu tun hatte und den damaligen Stiftungsdirektor Dr. Hans Neugebauer kennenlernte. „Zu ihm haben wir einen guten Draht entwickelt, die Beziehung ist gewachsen, der Kontakt zu ihm und dem Institut hält sich trotz unseres Wegzugs und trotz des Tods meines Mannes“, erklärt Irene Wagner. Vor drei Jahren wurde ihr die Graf-zu-Bentheim-Medaille in Gold, die höchste Auszeichnung der Blindeninstitutsstiftung, verliehen. Eine Auszeichnung, die der ganzen Familie Wagner gebührt. Denn Irene und Engelbert Wagner, beide keine Millionäre, haben gemeinsam mit ihrer Tochter Prof. Dr. Bettina Wagner den Entschluss für die Großspende gefasst. Jahrzehntelang hat sich das Ehepaar für die Belange der blinden und sehbehinderten Menschen im Blindeninstitut eingesetzt, immer ein offenes Ohr für die Einrichtung gehabt, immer wieder kleinere Summen gespendet. „Weil helfen Freude macht. Den Spendenden wie den Menschen, denen die Unterstützung zugutekommt“, betont Irene Wagner. Im besten Fall beschert es nicht nur Freude, sondern wahre Glücksmomente.
Wenn auch Sie blinden und sehbehinderten Menschen in der Blindeninstitutsstiftung Glücksmomente schenken möchten, unterstützen Sie uns bitte mit Ihrer Spende. Mehr Informationen finden Sie unter: www.blindeninstitut.de/spende